„Volkstrauertag“ in Oldenburg: AfD-Mitglieder und Holocaustleugnerin erneut in trauter Eintracht
Jedes Jahr im November finden anlässlich des Volkstrauertags Gedenkveranstaltungen auf Friedhöfen und an Kriegsmahnmalen statt. Wie bei einem deutschen „Volkstrauertag“ zu erwarten, verdient die inhaltliche Ausrichtung dieses Gedenktags eine kritische Betrachtung. Selbst bei Veranstaltungen, die verhältnismäßig unverfänglich daherkommen wollen und pauschal allen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedenken, wird die deutsche Täter*innenrolle oftmals nicht explizit benannt. Bei vielen Veranstaltungen des „Volkstrauertags“ wird sogar gezielt der deutschen Soldaten und Soldatinnen beider Weltkriege gedacht. Ein Gedenken, das also in der Regel ohne die Erwähnung deutscher Schuld, speziell während des Nationalsozialismus, auskommt. Häufig werden auch deutsche Verbrechen verharmlost und die deutschen Täter*innen glorifiziert.
Kein Wunder, dass eine solche Form des Gedenkens auch immer wieder Neonazis und völkische Nationalist*innen anzieht. So kam es in den vergangenen Jahren im Nordwesten Niedersachsens regelmäßig zu neonazistischen Veranstaltungen, die sie, ganz im Sinne des Geschichtsrevisionismus, „Heldengedenken“ nennen.
Auch der völkische „Oldenburger Kreis“, der dem Milieu der sogenannten „Neuen Rechten“ zuzuordnen ist, legte im November 2017 im Rahmen einer eigenen, im Verborgenen durchgeführten Veranstaltung, einen Gedenkkranz auf einem Friedhof ab.
In diesem Jahr nahmen bekannte Akteur*innen des Oldenburger völkischen Milieus an einer offiziellen Gedenkveranstaltung an der Ofener Straße teil. An der „Ehrenhalle der oldenburgischen Artillerie“ war eine Gruppe aus Vertreter*innen der AfD, der „Vereinigung alter Burschenschafter“ sowie die bekannte Holocaustleugnerin Imke Barnstedt gemeinsam vor Ort.
Gemeinsame Teilnahme am „Volkstrauertag“ 2018: Ganz rechts: Imke Barnstedt, daneben Gerhard Vierfuß. Mit Gehhilfe: Thomas Hoyer. Ganz links im Bild: mit Fahrrad eine AfD-Aktivistin, die ebenfalls beim „Oldenburger Kreis“ und bei einer „OLGIDA“-Kundgebung vor Ort war.
In dieser Gruppe befand sich auch Gerhard Vierfuß, der momentan wohl aktivste Vertreter völkischer Positionen in Oldenburg. Vierfuß war bis 2016 Sprecher des AfD-Kreisverbands Oldenburg-Stadt/Ammerland, gilt als Initiator des „Oldenburger Kreises“ <und vertritt als Rechtsanwalt die völkisch-nationalistische „Identitäre Bewegung“, die er auch privat unterstützt. Zuletzt fiel er dadurch auf, dass er eine Solidaritätserklärung für die inhaftierte nationalsozialistische Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel unterzeichnete.
Diese Petition unterschrieb auch Thomas Hoyer. Hoyer trat für die AfD als Kandidat zur Kommunalwahl 2016 an und ist außerdem Funktionär der „Vereinigung alter Burschenschafter“ (VAB) Oldenburg. Eben jene VAB unterhält beste Verbindungen zur bekannten Holocaustleugnerin Imke Barnstedt. In Barnstedts Kleintheater „Berliner Zimmer“ in der Roggemannstraße in Oldenburg trifft sich die VAB jährlich zu einer Veranstaltung. Dieses Treffen konnte im Oktober 2018 durch antifaschistische Proteste verhindert werden.
Die gemeinsame Teilnahme an der Gedenkveranstaltung im Rahmen des „Volkstrauertags“ stellt einen weiteren Beleg dafür dar, dass sich die AfD auch in Oldenburg Teil eines Milieus ist, das bis zu bekannten Holocaustleugner*innen reicht.
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