Der AfD eine Bühne bieten? Ein kritischer Blick auf die Nordwestzeitung

Am Dienstag, den 19.09.2017, kam es im Anschluss einer antifaschistischen Spontandemonstration durch die Oldenburger Innenstadt zu einer Kundgebung vor dem PFL. Vor Ort positionierten sich etwa 30 Menschen gegen die völkischen Postitionen des AfD-Bundestagskanditadaten und hauptberuflichen Bundeswehrsoldaten Andreas Paul.


Bild: Offener antifaschistischer Treff Oldenburg

Zudem wurde Kritik daran formuliert, dass die NWZ zum wiederholten Male den menschenfeindlichen Positionen der AfD eine Bühne bot. In einem Artikel über die Proteste begründet die Regionalzeitung ihre Entscheidung damit, dass sie sich entschieden hat „[…] allen zugelassenen Direktkandidaten für die Bundestagswahl die Möglichkeit zu geben, sich vor den Wählern zu äußern.“

Damit stellt die NWZ die AfD als eine normale Partei unter vielen dar. Doch das ist sie nicht. Sie ist eine völkische, nationalistische, homophobe, sexistische und in Teilen antisemitische Partei. Kurz: Die AfD ist ist menschenfeindlich. Ihr eine Bühne zu bieten, heißt auch diesen Positionen eine Plattform zu bieten. Dadurch werden diese Standpunkte nicht nur an die Öffentlichkeit getragen und diskriminieren zahlreiche Menschen, sondern sie normalisieren auch diese Vorstellungen. Indem die NWZ die AfD auftreten lässt, wertet sie diese Positionen auf. Die Begründung dafür kann beispielsweise am Thema Rassismus festgemacht werden. Die Nordwestzeitung möchte einen Diskurs unter den Bundestagskandidat*innen durch ihre Veranstaltung generieren. Hier stellt sich die Frage, welche Argumente mit einem Rassisten ausgetauscht werden sollen. Es gibt kein Pro-Argument für Rassismus. Es existieren keine unterschiedlichen Menschenrassen und keine Wertigkeitsunterschiede zwischen Menschen. Rassismus ist eine Position die nicht diskutiert werden kann, weil der Ausgangspunkt dieser Idee keinen Wahrheitsgehalt hat. Daher wertet jeglicher Diskurs darüber diese Position auf, weil sie dafür sorgt, dass der Anschein entsteht, dort gäbe es etwas zu diskutieren, wo es nichts zu diskutieren gibt. Der AfD ein Podium zu geben ist daher ein fataler Fehler, den leider nicht nur die NWZ immer wieder begeht.

Bedauerlicherweise ist das in unseren Augen nicht der einzige Kritikpunkt an der Nordwestzeitung. In einigen ihrer Beiträge bedient sich die NWZ einer Sprache, welche auf unterschiedlichen Ebenen problematisch ist. Ein Beispiel hierfür ist der NWZ-Kommentar vom 20.09.2017. Unter dem Titel „Déjà-vu“ schreibt der Autor Alexander Will über eine angebliche „Asylkrise“. Für Will besteht die Krise nicht darin, dass in Syrien täglich Menschen sterben. Der Autor fürchtet viel mehr, dass noch mehr Menschen vor diesem Grauen fliehen und das nicht genug Menschen zurück in Tod und Elend abgeschoben werden. Weiter schreibt der Politikredakteur sarkarstisch, dass die Kanzlerin angeblich über „[…] die Einwände jener europäischen Völker hinweg [geht], die den Segnungen einer multikulturellen Gesellschaft nicht so viel abgewinnen können wie ihre Deutschen.“

Die ablehnende Haltung seitens Will zu einer offenen Gesellschaft zeigt sich anhand dieser Formulierung relativ deutlich. Eines dieser „europäischen Völker“ ist dabei Ungarn. Ein Land, das sich rapide in Richtung Faschismus entwickelt. Doch das ist dem Politikredakteur indes keine Silbe wert. Weiter fabuliert Will, dass sich in Afrika eine neue „Einwanderungswelle“ zusammenbraut. An dieser Wortwahl zeigt sich wieder deutlich: Für Will sind Geflüchtete eine Art Naturkatastrophe („Welle“) und keine schutzbedürftigen Menschen.

Das Problem heißt also nicht nur AfD. Es geht auch um Menschen, die sich zwar formal von ihr abgrenzen, aber in Sprachgebrauch und Argumentationsmustern ganz ähnliche Positionen salonfähig machen. Und um eine Tageszeitung, die dafür keine Abgrenzung kennt.

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