Vorwärts nimmer, rückwärts immer – NPD-Landesparteitag 2015 in Bösel-Petersdorf

Im Stillen wollte der niedersächsiche Landesverband der NPD seinen Parteitag in Bösel-Petersdorf (Landkreis Cloppenburg) durchführen. Ungestört von kritischer Öffentlichkeit und Protesten plante die Neonazipartei für Sonntag, den 10.Mai 2015 einen neuen Landesvorstand zu wählen und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Doch dieses Vorhaben misslang. Wie schon beim letztjährigen Parteitag in Groß Berßen (Landkreis Emsland) und einer konspirativ geplanten Kundgebung im friesischen Jever wurden im Vorfeld Fachjournalist_innen auf die Planungen der NPD aufmerksam und konnten das Geschehen dokumentieren.


Der Oldenburger NPD-Unterbezirksvorsitzende Eckhard Aden (braune Jacke) beim NPD-Landesparteitag 2015 in Bösel-Petersdorf. Rechts neben ihm im schwarzen T-Shirt: Jens Wagenlöhner aus Wilhelmshaven
Foto: recherche-nord

Der NPD-Unterbezirk Oldenburg umfasst die Bereiche Oldenburg-Stadt, Oldenburg-Land, Diepholz, Delmenhorst, Wesermarsch, Ammerland, Cloppenburg und Vechta. Aus diesen waren mehrere NPD-Mitglieder zum „Löwen-Festsaal“ nach Bösel-Petersdorf gereist.

Aus Oldenburg erschien eine Abordnung mit dem Vorsitzenden des lokalen NPD-Unterbezirks Eckhard Aden sowie den Oldenburger Aktivisten Daniel Gawenda und Erik Bruhn. Beide sind seit mehreren Jahren für die NPD aktiv. Außerdem bekennen sie sich zur Kameradschaft „Freies Oldenburg“. Auf Facebook bestätigen sie, dass sie als Gäste für die Kameradschaft am Parteitag teilnahmen.


Daniel Gawenda (Bildmitte) aus Oldenburg zusammen mit Wilhelm Sudmann aus Ehrenburg (Landkreis Diepholz, links im Bild) und dem Wilhelmshavener Neonazi Mirko Evers (rechts)
Foto: recherche-nord


Erik Bruhn aus Oldenburg, Aktivist der NPD und der Kameradschaft „Freies Oldenburg“
Foto: recherche-nord


Screenshot von der Facebookseite der Kameradschaft „Freies Oldenburg“. Hier wird bestätigt, dass Erik Bruhn und Daniel Gawenda Mitglieder der Kameradschaft „freies Oldenburg“ sind. Sie waren die einzigen Neonazis aus Oldenburg, die ohne Funktion beim Parteitag waren.

Darüber hinaus waren aus dem Landkreis Diepholz Wilhelm Sudmann (Ehrenburg) und Dietrich Seidel (Weyhe) vor Ort. Sudmann, der regelmäßige Teilnahmer an den NPD-Stammtischen in Oldenburg stellte sein Grundstück im Januar 2010 für ein Zeltlager des völkisch-nationalsozialistisch geprägten Osnabrücker „Stützpunkts“ der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) zur Verfügung (Artikel, Bilder).


Dietrich Seidel aus Weyhe (Landkreis Diepholz)
Foto: recherche-nord

Aus dem benachbarten NPD-Unterbezirk Ostfriesland-Friesland reisten ebenfalls Neonazis an. Unter ihnen befanden sich die Wilhelmshavener Mirko Evers und Jens Wagenlöhner. Beide fallen seit Jahren durch ihre Kontakte in die militante Kameradschaftsszene der Region auf. Wagenlöhner war bis zu ihrer Auflösung aktives Mitglied der „AG Wiking“ in Wilhelmshaven. Während des Parteitags trug er ein T-Shirt der Kameradschaftsstruktur „Leuchtfeuer Ostfriesland“.
Weiterhin dabei: Der langjährige NPD-Aktivist Albert Wille aus Uplengen (Landkreis Leer). Für die Bundestagswahl 2013 kandierte Wille im Wahlkreis Unterems für die NPD.


Jens Wagenlöhner aus Wilhemshaven mit T-Shirt der Kameradschaftsstruktur „Leuchtfeuer Ostfriesland“
Foto: recherche-nord


Albert Wille aus Uplengen (Landkreis Leer)
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ein NPD-Mitglied aus dem Landkreis Cloppenburg
Foto: recherche-nord

Inhaltlich passierte trotz Neuwahlen des Vorstands nichts Überraschendes. Im Wesentlichen lenken die gleichen Personen wie zuvor die Geschicke des Landesverbandes. Dennis Dormuth aus Weyhe fungiert weiterhin als Pressesprecher der NPD-Niedersachsen wie auch des Oldenburger Unterbezirks.


Dennis Dormuth aus Weyhe bleibt Pressesprecher der NPD-Niedersachsen
Foto: recherche-nord


Weiterhin Landesvorsitzender in Niedersachsen: Ulrich Eigenfeld aus Oldenburg
Foto: recherche-nord

Das Mitglied des Oldenburger Stadtrats Ulrich Eigenfeld wurde als Landesvorsitzender der Partei wiedergewählt. Was dies bedeutet, liegt auf der Hand: Stagnation und schrittweiser Niedergang der NPD. Eigenfeld ist in der eigenen Szene äußerst umstritten, gilt als zu passiv und zu angepasst. Allerdings fand sich auch kein Gegenkandidat.
Aus antifaschistischer Sicht bleibt dadurch festzustellen, dass die NPD-Niedersachsen unter der Führung Eigenfelds weiterhin kaum handlungsfähig sein wird. Und darüber hinaus kaum in der Lage sein wird, Veranstaltungen im Geheimen durchzuführen.

Fotogalerie des Landesparteitags bei recherche-nord

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