Seit Jahren inszeniert sich die Oldenburgerin Imke Barnstedt als Kleinkünstlerin und beliebte Kulturschaffende. Und das, obwohl seit Jahren bekannt ist, dass sie in der neonazistischen Szene aktiv ist und sich Kreisen zugehörig fühlt, die das Ziel haben, die deutschen Verbrechen während des zweiten Weltkriegs, speziell die Shoah, die industrielle Vernichtung von mehr als 6 Millionen Jüdinnen und Juden, zu leugnen.
Imke Barnstedt bei der „Gedächtnisstätte Guthmannshausen“. Foto Julian Feldmann / NWZ
So nahm sie beispielsweise an einer Demonstration im Juli 2003 auf der Wartburg teil. Organisator dieser Versammlung war der mittlerweile inhaftierte Neonazi Horst Mahler. Dieser wollte eigentlich in Auschwitz demonstrieren, um deutlich zu machen, dass die Shoah eine Lüge sei. Der Plan scheiterte am Ausreiseverbot Mahlers, die Demo wurde auf wie Wartburg verlegt. Dort präsentierte Imke Barnstedt mit ihren Gesinnungsgenoss*innen schließlich Transparente mit eindeutigen Inschriften: „Den Holocaust gab es nicht“ war dort zu lesen, und „die Lüge vernichtet sich selbst“. Fotomaterial belegt dies.
Darüber hinaus besuchte Imke Barnstedt im Jahre 2004 einen Gerichtsprozess gegen Horst Mahler, um den bekennenden Nationalsozialisten und Holocaustleugner zu unterstützen.
Auch in organisierten neonazistischen Strukturen und Vereinen bewegte sich Barnstedt, teilweise in leitenden Funktionen. Vom sogenannten „Berliner Bund freier Bürger“, dem Barnstedt in den 1990ern angehörte, über die sogenannte „Deutschland-Bewegung“ war sie in verschiedenen Organisationen tätig. Auch war die Oldenburger Schauspielerin bis 2007 Schatzmeisterin des mittlerweile verbotenen Vereins „Bauernhilfe e.V.“, der die Finanzen von verstorbenen Alt- und Neonazis verwaltete.
2009 behauptete Barnstedt, mit diesen Dingen nichts mehr zu tun zu haben, um gleich im nächsten Satz darauf hinzuweisen, dass es „bestimmte Dinge in Deutschland“ gäbe, „über die man nicht diskutieren darf“.
Im März 2010 relativierte Imke Barnstedt die Shoah, in dem sie äußerte, sie sähe „überall Holocauste“ und verglich den historisch einzigartigen eliminatorischen Antisemitismus mit den Verbrechen an der armenischen Bevölkerung sowie an nordamerikanischen Ureinwohner*innen. Durch das Infragestellen der historischen Singularität des Holocaust wird dieser relativiert.
Im November 2014 erlange Imke Barnstedt Medienöffentlichkeit, als sie an einem Treffen der neonazistischen Szene in der sogenannten „Gedächtnisstätte Hildburghausen“ teilnahm. Neben ihr waren bekannte Holocaustleugner*innen wie die mehrfach verurteilte Ursula Haverbeck-Wetzel anwesend.
Für das kommende Wochenende lädt Imke Barnstedt nun zu zwei Vorstellungen in ihr „Berliner Zimmer“ in der Roggemannstraße ein. Thematisch passend bezieht sich in ihren Stücken auf Martin Luther, den auch schon der völkisch-nationalistische „Oldenburger Kreis“ thematisierte. Vermutlich wird sich Imke Barnstedt auch nicht an Luthers antisemitischen und autoritären Aussagen stören.
Immer wieder entbrannte auch Kritik an der Nordwestzeitung, die regelmäßig kritiklos auf die Veranstaltungen Barnstedts hinwies. Im Jahr 2014 bezog sich die Zeitung dabei auf eine Aussage Barnstedts aus dem Jahre 2009, nach der sie „keine politische Propaganda“ betreiben würde. Doch auch nachdem Barnstedt wieder öffentlich in der neonazistischen Szene auftrat, und darüber hinaus auch an einer Kundgebung der „Alternative für Deutschland“ (AfD) im September 2016 in Oldenburg teilnahm, bewarb die NordWestZeitung wieder die Veranstaltungen der Oldenburgerin, so auch für das kommende Wochenende.
Wir wollen mit dieser Pressemitteilung nicht nur problematisieren, dass eine weiterhin aktive und gut vernetze Holocaustleugnerin als scheinbar harmlose Kleinkünstlerin aktiv ist, sondern auch die mangelnde Abgrenzung der Nordwestzeitung in den Fokus rücken. In unseren Augen muss antisemitischen und neonazistischen Akteur*innen konsequent begegnet werden. Wir wollen bei jeder Gelegenheit darauf aufmerksam machen, welchen Charakter das „Berliner Zimmer“ und seine Betreiberin haben und dafür sorgen, dass eine aktive Holocaustleugnerin in Oldenburg nicht ungestört agieren kann.
antifa.elf Oldenburg im November 2017
Update am 24.11.2017:
Auch die Juso-Hochschulgruppe und der AStA der Uni Oldenburg haben Erklärungen zu den geplanten Veranstaltungen veröffentlicht. Nach aktuellem Stand der Dinge scheinen die Vorstellungen abgesagt zu sein. Da dies aber noch nicht zu 100% sicher zu sein scheint, wird der aktuelle Stand der Dinge beim Offenen Antifaschistischen Treff Oldenburg sowie beim Antifa Infoportal Oldenburg auf Facebook veröffentlicht werden.